Home > Oase des Friedens > Freunde von Wahat al-Salam - Neve Shalom > Der deutsche Verein Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam > Rundbrief > Zwischeninformation März 2008
Zwischeninformation März 2008
Thursday 3 April 2008

Liebe Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam, der Oase des Friedens,
nach dem Rundbrief November 2007 und dem Begleitbrief zu Spendenquittungen im Januar ist es nun im März Zeit, dass wir uns wieder bei Ihnen mit Nachrichten aus dem Friedensdorf und Israel melden.
Im Januar-Begleitbrief haben wir davon berichtet, dass die zweite Generation im Dorf schon stark in die Friedensarbeit hineingewachsen ist. Dies können wir nun ergänzen: Vom 22.-24.Februar hat Shireen Najjar, Tochter von Abdelsalam und Aishe Najjar aus der allerersten arabischen Familie in Neve Shalom/Wahat al Salam, an einer Frauenkonferenz in der Evangelischen Akademie Bad Boll mitgewirkt. Anschließend hat sie noch Oberschülern in Baden-Württemberg aus ihrer Sicht einen Einblick in die schwierige Situation des Nah-Ost-Konflikts gegeben.
Heute informieren wir Sie u.a. darüber, wie die von großem Beifall der Abgeordneten beantwortete Rede unserer Bundeskanzlerin in der Knesset in einer der größten Zeitungen Israels und auf Phoenix kommentiert wurde. Ihr Besuch hätte sie fast auch ins Friedensdorf geführt.
In der nächsten Zwischeninformation wird Frau Rosemarie zur Nieden von ihrem Einsatz als Ökumenische Begleiterin in Palästina berichten.
Wir wünschen Ihnen frohe und schöne Ostertage
Ihr
Hermann Sieben
60 Jahre Staat Israel - Merkel auf Staatsbesuch
60 Jahre Staat Israel wird zur Zeit überall gefeiert. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel flog vom 16. - 18.3.2008 mit der halben Bundesregierung nach Israel und führte bei einer gemeinsamen Sitzung mit der israelischen Regierung auch Beratungen über die weitere Zusammenarbeit.
Die deutsche Botschaft war zur Vorbereitung des dreitägigen Besuchsprogramms vorher auch in Neve Shalom/Wahat al Salam. Dieser Vorschlag mußte dann hinter anderen Programmpunkten zurückstehen. Schade, im Friedensdorf hätte sie einen wichtigen Aspekt des heutigen Israel näher kennenlernen können, dass in diesem Staat nicht nur Juden, sondern auch 20% arabische Staatsbürger leben und dass eine gute Zukunft des Staates auch davon abhängt, wie gut die Juden mit den Arabern in ihrem Land und in der Nachbarschaft zusammen leben. Dass das geht, zeigt die ’Oase des Friedens’.
Der renommierte israelische Historiker und Autor Tom Segev, dessen Eltern 1935 aus Deutschland geflohen waren, - wir haben schon mehrere Bücher von ihm in unseren Rundbriefen besprochen – schrieb am Tag nach der Rede von Angela Merkel in der Knesset darüber in der angesehenen israelischen Zeitung „Ha’Aretz“ u.a. unter der Überschrift:
„Merkel verurteilt die Quassams, aber ignoriert die Taten Israels“:
... ihre gemeinsame Sitzung mit Olmerts Regierung war eine Darstellung völliger und unausgewogener Unterstützung seiner Politik. Die Bedrohung der Existenz Israels ist einer Bedrohung Deutschlands vergleichbar, sagte Merkel während ihres Besuchs. Sogar US-Politiker haben noch nie eine solche Erklärung abgegeben. Während ihrer Rede in der Knesset sprach sie ausführlich über den Holocaust und die Freundschaft ihres Landes mit Israel.
Es waren warmherzige, wenn auch vorhersehbare Erklärungen. Es wird oft gesagt, dass die beiden Länder eine besondere Beziehung haben. Früher bezog sich diese Bemerkung immer auf den Holocaust, der von großer Bedeutung war, heute weist sie auf die Nähe beider Länder in fast allen Gebieten hin, Sicherheit, kulturelle und wirtschaftliche Beziehungen eingeschlossen....
Jeder, der nicht wußte, wo Merkel sprach (Jerusalem) hätte nie erfahren, dass es eine Stadt ist, wo ein Drittel der Bevölkerung schon mehr als 40 Jahre unter Besatzung lebt, eine Stadt durch eine Mauer geteilt, die an die von Berlin erinnert. Sie sprach von ‚schmerzlichen Kompromissen’ auf beiden Seiten im Namen des Friedens. Olmert hatte diesen Begriff auch gebraucht. Sie beschrieb das Feuer der Qassamraketen auf Sderot richtig als Verbrechen, aber sagte kein Wort über wiederholte Menschenrechtsverletzungen in der Westbank, die Bomben auf Wohngebiete in Gaza oder die Siedlungen.....
Wäre sie ausgewogener gewesen, Merkel hätte vielleicht das Leben in Israel und den besetzten Gebieten weniger unerträglich gemacht. Vielleicht machte sie einen Fehler....
Auf jeden Fall repräsentiert Merkels Haltung nicht die öffentliche Meinung in Deutschland oder Israel.“
Soweit aus Tom Segevs Artikel in Ha’aretz zum Besuch von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel in Israel.
Merkels ganze Rede wurde am Dienstagnachmittag von Phoenix übertragen. Bei der anschließenden Diskussion sagte Peter Philipp, langjähriger Korrespondent der Deutschen Welle in Israel, dass er sich gewünscht hätte, dass Frau Merkel nicht nur von schmerzlichen Kompromissen gesprochen, sondern sie auch benannt hätte, z.B. die Räumung der besetzten Gebiete und der Siedlungen. Er hoffe aber, dass sie das in ihren Gesprächen mit der Regierung doch klar ausgesprochen habe.
60 Jahre Staat Israel - Teil 2
Der weltberühmte Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper ‚Unter den Linden’ in Berlin, der für seine Friedensbemühungen schon oft ausgezeichnet wurde, u.a. 2004 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille, wurde am Dienstagabend in der BBC interviewt, wie er als Jude den 60.Geburtstag Israels feiern werde. Er sagte, er werde dazu nach Israel fliegen, aber dann den Tag zusammen mit Israelis von beiden Seiten begehen: .. mit Juden, die sich wirklich darüber freuen können, dass Juden nun einen Staat haben, der ihnen Schutz und Heimat bietet, aber auch mit Vertretern der 20% arabischen Staatsbürger Israels, die vor 60 Jahren sehr viel verloren und in Israel bis heute noch nicht gleiche Chancen und Gleichberechtigung erhalten haben. Deshalb sei der Tag für die Araber kein Festtag, sondern der Gedenktag einer Katastrophe (auf arabisch Naqba).
Was Barenboim vorhat, ist im Friedensdorf jedes Jahr Usus, ein festlich-schmerzlicher Tag, jeweils für die Hälfte der Familien des Dorfes. In der Grundschule versuchen die Lehrerinnen und Lehrer ihren Schülern Verständnis für die so unterschiedliche Würdigung dieses Tages zu vermitteln. Wir haben darüber in Rundbriefen berichtet.
Grundschule
Die Grundschule ist 2006 aus dem staatlichen Schulsystem, in dem sie ihre zweisprachige und beiden Kulturen gleichen Raum gebende Pädagogik nicht mehr entfalten konnte, zurück in den Status einer anerkannten Privatschule gekehrt. Sie hat aus bürokratischen Gründen ein ganzes Jahr staatliche Förderung verloren und schleppt nun ein großes Defizit mit. Wer der Schule helfen will, finanziell wieder flott zu werden, möge Spenden dafür auf unser Konto 32000986 bei der Kreissparkasse Köln (BLZ 37050299) überweisen.
Summercamp 2008
In den Sommerferien 2008 wird auf dem Gelände der Schule nach 2006 und 2007 (wir berichteten, s.auch www.bruno-hussar-stiftung.de) wieder ein summercamp für Kinder aus Flüchtlingslagern in der Westbank stattfinden. Die Kosten in den beiden Vorjahren (2007 waren es € 15.000,-) wurden von unserer Bruno-Hussar-Stiftung getragen, die 2007 auch einen Zuschuß für ein jüdisch-arabisches Theaterprojekt des Kinderheims Neve Hanna und für ein Waisenhaus in Gaza gegeben hat.
Wir würden das Ferienprojekt im Friedensdorf in diesem Jahr gern zweimal durchführen, für das zweite fehlen aber noch einige tausend Euro. Man kann für dieses Projekt direkt spenden, aber auch durch Zuwendungen in das Kapital auf das Konto der Stiftung 32012296 bei der Kreissparkasse Köln (BLZ 37050299) die Stiftung befähigen, in kommenden Jahren mehr solch wichtige Projekte zu unterstützen, die helfen Hass zwischen palästinensischen Kindern, die unter der Besatzung leiden, und israelischen Kindern und Jugendlichen abzubauen und Brücken der Freundschaft aufzubauen. Die seit 2007 gültigen Änderungen im Steuerrecht erleichtern Zustiftungen sehr.
Termine
Reuven Moskovitz
Am 26.3.2008 um 19.30 Uhr in Tübingen, spricht Reuven Moskovitz, der bei der Gründung des Friedensdorfes vor 35 Jahren kräftig mitangepackt hatte, im Institut für Friedenspädagogik, Corrensstr.12, über "Welche Ansätze und Modelle von Friedenspädagogik sind in Israel zu finden? Was ist das Erfolgsgeheimnis von Neve Shalom/Wahat al Salam? Welche Perspektiven zur Lösung des Konfliktes sind erkennbar?"
Jahrestagung 2008
Vom 19.-21.9.2008 findet in Königswinter unsere nächste Jahrestagung statt. Thema ist „Wie können die Menschen in Israel und Palästina für eine Kultur von Frieden und Gewaltlosigkeit gewonnen werden, die auf Freiheit, Sicherheit, Gerechtigkeit, Würde, Respekt und gegenseitige Anerkennung begründet ist?“ Kompetente Referenten haben schon zugesagt. Näheres dazu im nächsten Rundbrief!
Vergeltung, und Vergeltung der Vergeltung…
Faten Mukarker, die uns aus verschiedenen Jahrestagungen und dem Ökumenischen Kirchentag bekannt ist, hat uns zu Ostern einen Brief geschrieben:
Palästina, Karwoche 2008
Liebe Freunde in der Ferne
Bild Zwischeninfo
Wie können wir diesen Teufelskreis durchbrechen? frage ich mich jeden Tag.
Seit Jahrzehnten ist es wie ein ungeschriebenes Gesetz.
Gewalt mit noch mehr Gewalt zu beantworten.
Die Bilder der zerschossenen und zerfetzten Kinder aus Gaza verfolgen mich.
Bilder des Grauens.
Sie gehen mir nicht aus dem Kopf.
Wie kann ein Staat, der sich Demokratie nennt, es so einfach in Kauf nehmen,
dass bei seiner sogenannten Vergeltungsaktion soviel unschuldige Menschen getötet werden?
Und es dazu Schoa nennen.
Ein Wort, das übersetzt als Holocaust in der ganzen Welt ein Begriff ist, der mit Leid und Grausamkeit zu tun hat.
Die Vergeltung kam: acht junge Israelis wurden in Jerusalem getötet.
Die Vergeltung der Vergeltung kam.
In Bethlehem wurden vier Männer von einem israelisches Sonderkommando liquidiert.
Bei der Beerdigung der vier Männer konnte man Stimmen hören.
Die Vergeltung der Vergeltung der Vergeltung wird kommen.
Irgendwo dazwischen wird Ostern sein.
Das Fest der Vergebung.
Jesus lehrte uns in diesem Land zu lieben, zu vergeben und zu verzeihen,
Gesegnete Ostern wünsche ich euch.
Friedliche Ostern wünscht uns, bitte.
Salam
Faten Mukarker
Spenden für die Friedensarbeit
Spenden für die Friedensarbeit, die bei Geburtstagen, Hochzeiten aber auch Trauerfällen anstelle von Blumen überwiesen werden, sind sehr willkommen, ebenso Kollekten bei Gottesdiensten.
Konten des Freundeskreises:
Kreissparkasse Köln BLZ 370 502 99, Konto 32000986;
Postgiro Stuttgart, BLZ 600 100 70, Konto 31513-708
Spenden sind steuerlich abzugsfähig
Sie können aber auch eine Spende zur Unterstützung der langfristigen Arbeit der Bruno-Hussar-Stiftung machen:
KSK Köln
BLZ 370 502 99
Konto Nr. 320 122 96
Impressum
Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam e.V.,
Geschäftsstelle:
Sonnenrain 30, 53757 Sankt Augustin,
Fon:02241-331153, Fax: 02241-396549,
e-mail: friedensoase (@) gmx.de,
Redaktion/ Layout: Michael Sieben
Vorstand: Hermann Sieben, Dr.Ulla Philipps-Heck, Karl-Josef Schafmeister, Walter Bohris, Wolfgang Hammerl, Professor Dr.Guido Kirchhoff, Rosemarie zur Nieden.
Kuratorium: Bundesminister Sigmar Gabriel MdB, Bundestagspräsidentin a.D. Professorin Dr. Rita Süßmuth, Ruth-Alice von Bismarck, Prälat Dr. Gerhard Boß, Professor Dr. Micha Brumlik, Professor Dr. Johannes Cremerius, Bischof Dr. Johannes Friedrich, Volkmar Deile, Dr. Hildegard Hamm-Brücher,Botschafter a. D. Dr. Niels Hansen, Oberbürgermeister a. D. Dr. Otmar Hesse, George Khoury, Professor Dr. Hans Küng, Professor Dr. Horst E.Richter, Dr. Helga Timm
Sollten Sie diesen Newsletter nicht mehr erhalten wollen, so teilen Sie uns dies bitte kurz mit.