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Zwischeninformation Ostern 2013

Sonntag 5. Mai 2013

 

Aus dem Dorf

Die „private“ (unabhängige) Primarschule wird wieder staatlich

Im neuen Schuljahr 2013/14 zwingen fehlende Finanzen Neve Shalom/Wahat al Salam die sechsklassige bilinguale Grundschule wieder ins staatliche Schulsystem zurückzuführen. Die Unterstützung durch andere internationale Freundeskreise ist durch die Finanzkrise in deren Ländern stark zurückgegangen. Deshalb hat die Mitgliederversammlung im Friedensdorf beschlossen, Verhandlungen mit dem Erziehungsministerium über die Rückkehr in dessen Schulsystem aufzunehmen. Wie uns vor Kurzem von dort mitgeteilt wurde, seien die intensiven Verhandlungen erfolgreich gewesen. Die Schule werde voll anerkannt, könne ihre wichtigsten Werte in der Erziehung weiterhin wahren und werde dann 50 - 60% der nötigen Kosten vom Staat erstattet bekommen. Voraussetzung dafür aber sei, dass bis Ende August 2013 alle angefallenen Kosten des alten Schuljahres beglichen seien.

Um die friedenspädagogische Erziehung in Neve Shalom/Wahat al Salam weiterführen zu können, bitten wir daher jetzt um besondere Spenden zum Abbau von Schulden, um dadurch den Erhalt der Primarschule zu sichern.

Zel Lurie, ein alter amerikanischer Freund des Friedensdorfes, schrieb gerade im „Jewish Journal“ in den USA:

„Die unfaire Verteilung des Geldes des Erziehungsministeriums an die Schulen ist ein Thema Lapids. Der neue israelische Finanzminister sagte in der Knesset, dass diese bisher nicht nach dem Bedarf der Schüler verteilt worden sind, sondern nach der Stärke der politischen Parteien, die Jeshivas unterhalten. Das Thema schlug bei mir ein. … Die Primarschule für jüdische und arabische Bürger Israels in Neve Shalom/Wahat al-Salam .. ist wie die Jeshiva-Schulen eine vom Staat anerkannte, aber nicht offizielle Schule. Da sie aber keine politische Partei hinter sich hat, die sie sponsert, hat diese Schule schon immer weniger Unterstützung pro Schüler bekommen als die Jeshivas.“

Es wäre schön, wenn sich die Erwartungen von Zel Lurie, vor vielen Jahren u. a. Redakteur der Jerusalem Post, auf eine bessere Unterstützung der Primarschule von NSH/WAS durch den Staat erfüllen würden. Leider steht dem entgegen, dass Lapid, der Gründer der neuen Partei „Es gibt Zukunft“, sich vor seinem Eintritt in die Regierungskoalition mit der Partei der Siedler „Das Jüdische Haus“ verbunden hat und deshalb wohl die immensen Ausgaben für die Siedlungen und ihre Infrastruktur unterstützen muss.
Frühlingsferien in der Primarschule

Am Tag vor den Ferien, d.h. am 18.3.2013, traf sich die ganze Schule bei einem Picknick in dem nahe gelegenen Wäldchen zum Backen von Matza (ungesäuertes Brot für die jüdische Osterzeit), Bemalen von Ostereiern und Sammeln von Kiefernzapfen. Das Lehrerteam nützte den ersten Tag der Kurzferien zu einer gemeinsamen Fortbildung in der bilingualen Erziehung unter Leitung von Dr. Ora Mor von der Universität Haifa. Die Beraterin der Schule legte dabei den Fokus auf den Aufbau einer „Sprach-Landschaft“ an der Primarschule.

Unsere Schule ist „Grün“

Was bedeutet das „Grün zu sein“, wenn man in der Mitte der Natur als Juden und Araber zusammen in die Schule geht, in einem Teil der Welt, der im Streit auseinander gerissen ist. Für die Kinder in der Schule von Neve Shalom/Wahat al Salam heißt das, sich nicht nur umeinander zu kümmern, sondern auch um die Welt um sie herum. Rayna, eine Sechsklässerin, erklärt das so: „Es gilt sich anzustrengen, dass die Welt für die Menschen und die Tiere, die hier leben, sauberer wird.“ Am 29.Januar wurde in allen Klassen der sowohl in der palästinensischen als auch in der jüdischen Kultur wichtige Baumpflanztag begangen.

In jeder Klasse der Primarschule gibt es ein „Grünes Komitee“, das Ideen sammelt, was die Klasse tun kann um die Umgebung zu verbessern. Narya sagt, „Jede Klasse hat drei Mülleimer: Abfälle vom Essen werden zu den Tieren gebracht und Flaschen und Papier werden recycelt.“

Die Schule hat sich Recyceln so zu Eigen gemacht, dass sie einen eigenen Kunstraum hat, der von Michael Moses geleitet wird, einem Lehrer und Bewohner des Dorfes. Der Raum selbst war eine der beiden ersten Holzhütten, in denen Leute lebten, als sie das Dorf starteten. Alles darin und draußen besteht aus wiederverwendeten Teilen. Die Kunstprojekte der Kinder werden aus 100% recyceltem Material gemacht. Zu Hanukah bauten die Schüler eine große Menorah aus recycelten Plastikcontainern. Für das Fest El Adcha fertigten sie kleine Schafe aus Abfallflaschen. An Weihnachten gingen sie in den Wald, aber anstatt Bäume zu fällen, sammelten sie umgefallene Bäume und heruntergefallene Äste, brachten sie in ihre Klassenzimmer und schmückten sie mit bemalten Kiefernzapfen und Dekor, den sie aus recyceltem Papier gemacht hatten.
Das kann nur der Anfang sein. Die Schüler wachsen mit einer Liebe und einem Bewusstsein für den Schutz der Umwelt auf. Die Lehrer sprechen davon, ein System zu entwickeln um Regenwasser für die Bewässerung aufzufangen, elektrische Solarsysteme auf das Dach zu bauen und sogar einen neuen Kindergarten im Adobestil.

Eine Großmutter sagt “Hallo!“

Es war kaum zu glauben, dass es Tomers Oma war, die im letzten Monat zur Schule kam, nachdem sie über 15 Jahre nicht mehr dort war. „Es ist verblüffend“, sagte sie am Telefon, „als meine Tochter in die Schule von Neve Shalom ging, gab es da ein paar Kabinen aus Holz als Klassenräume. Heute gibt es einen schönen Campus mit Sporthalle, Kindergarten und Spielplätzen. Ich wurde im Kibbutz Be’eri geboren. Als vor 20 Jahren für meine Tochter die Schule begann, wollte ich, dass sie die in Neve Shalom besuchen sollte. Ich glaubte damals, wenn alle Städte und Dörfer in Israel so wären wie NSH/WAS und es in allen Schulen Juden und Araber geben würde, gebe es im Land keinen Konflikt mehr. Es war für mich wichtig , dass Tomer in NSH/WAS zur Schule geht. Ein Ort wie NSH/WAS, der offen ist für unterschiedliches Denken und tiefe humanistische Wurzeln hat, sorgt natürlich auch für eine humanistische Erziehung und eine gesunde Umgebung. Als ich vor einem Monat zur Schule kam, gab sie mir und den Schülern ein herzliches Willkommen. Ich bin glücklich, dass Tomer hier lernt. Er kommt von der Schule nachhause und liest und singt mir auf Arabisch vor. Für ihn ist das Zusammensein mit Juden und Arabern nichts Besonderes. Nächstes Jahr kommt Tomers Bruder in die erste Klasse und wir warten darauf, dass er hier einen Platz bekommt.

Großmutter Tirza Yalon Kolton ist Künstlerin und Keramikerin und lebt in Tel Aviv.
Die Friedensschule

Die Friedensschule hat letzte Woche zwei Workshops für 110 Oberschüler abgeschlossen. Die Teilnehmer kamen aus der jüdischen Givat Brenner Oberschule und zwei arabischen Oberschulen aus Nazareth und Sakhnin. Die Workshops zeigten aufs Neue die Bedeutung der Arbeit mit der Jugend gegen die Furcht und das Unwissen der Leute im Land und die Fähigkeit von zwei verschiedenen Gruppen eine Übereinstimmung zu erzielen.

Für ein gemeinsames Literaturseminar für israelische und palästinensische Lehrer haben in Israel und Palästina getrennte Vorbereitungen begonnen.

Das Geistliche Zentrum

Häufig finden in ihm auch Treffen der Sulha-Organisation statt, an der die Leiterin des Geistlichen Zentrums Dafna Karta Schwartz beteiligt ist. (Sulha bedeutet Versöhnung). Bei einem Treffen kamen an die 60 junge Juden und Araber aus Israel und Palästina zusammen um Jo Berry und Pat Magee, ehemals Aktivist der irischen republikanischen Armee, zu hören, die vom Versöhnungsprozess im irischen Bürgerkrieg berichteten. Jos Vater Sir Anthony Berry, Abgeordneter der konservativen Partei, war von Pat beim Bombenanschlag von 1984 getötet worden. Ihr gemeinsamer Auftritt berichtete von der ersten schmerzlichen Begegnung Jos mit Pat im November 2000 und von ihrem spätern Entschluss zusammenzuarbeiten um die Bereitschaft zu vergeben zwischen Opfern und früheren Kämpfern im Konflikt zu ermutigen. Ihr persönlicher Kampf um die Bereitschaft zu vergeben wies darauf hin, dass nach einem heftigen Konflikt die Überlebenden mit ihrem Schmerz weiterleben müssen. Das Treffen stärkte in den Teilnehmern das Bestreben gewaltlos für eine bessere Zukunft zusammenzuarbeiten.
Der Internationale Frauentag in der Kommunität

Am 8. März gab es dazu im Auditorium des Dorfes eine Veranstaltung unter der Leitung von NSH/WAS-Mitglied Samah Salaime mit Gesang, Storytelling, einer Filmvorstellung, Verkauf traditioneller palästinensischer Stickerei und einem festlichen Mahl.

Über das Dorf hinaus

OBAMA weckt neue Hoffnungen

US-Präsident Obama ist am 23.März 2013 nach vier Tagen intensiver Verhandlungen in Israel, Palästina und Jordanien nach Hause geflogen, hat aber seinen Außenminister John Kerry im Nahen Osten gelassen, der sich dort weiter für den Frieden einsetzen soll. Als am 9.Oktober 2009 Obama den Friedensnobelpreis zugesprochen bekam, war die Öffentlichkeit in der weiten Welt davon sehr überrascht. Er war ja erst am 20. Januar 2009 der 44. Präsident der Vereinigten Staaten geworden. Der Vorsitzende des norwegischen Nobelkommitees Jagland sagte u. a. "Wir hoffen auch, dass dies etwas dazu beitragen kann zu dem, was er sich vorgenommen hat zu tun." In seiner ersten Amtszeit bemühte sich Obama auch stark um den Frieden zwischen Israel und Palästina, blieb aber leider ohne Erfolg. Zum Beispiel wurden seine Proteste gegen den Siedlungsbau vom israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu, der sich in den USA auf eine starke Israellobby verlässt, nicht beachtet. Nach seiner Wiederwahl braucht Obama in seiner zweiten Amtszeit auf viele Meinungsmacher, u. a. die Israellobby, nicht mehr Rücksicht zu nehmen. Er hat bei seinem ersten Besuch Israels als Präsident seine Akzente selbstbewusst gesetzt und hat seine Ansprache an das israelische Volk nicht wie sonst üblich in der Knesset gehalten. Im internationalen Kongresszentrum in Jerusalem forderte er eine große Zuhörerschar, vor allem von Studenten, auf, die Politiker unter Druck zu setzen, mehr für den Frieden zu tun. Aus Neve Shalom/Wahat al Salam waren Dr. Nava Sonnenschein und Ranin Boulos dabei. Er sagte dabei u. a. Verhandlungen müssen zu zwei Staaten für zwei Völker führen. In Ramallah versichert er Palästinenserpräsident Abbas, dass die USA die Errichtung eines unabhängigen und lebensfähigen palästinensischen Staates unterstützt.

Hanan Ashrawi, Mitglied des palästinensischen Exekutivkommitees, kommentierte seine Rede so:
“Obama sprach das Volk von Israel direkt über die Köpfe ihrer Führer an. Es wird sich zeigen, ob die Leute, die Obama Beifall klatschten, nun Netanyahu und seiner Regierung sagen, dass sie die Besatzung und die Siedlungen beenden und einen palästinensischen Staat in den Grenzen von 1967 errichten müssen.“

Kleine Erfolge von Obama und Kerry, die um Vertrauen bildende Schritte gebeten hatten, zeigten sich schon.

1. Netanyahu entschuldigte sich in einem Telefonat mit dem türkischen Ministerpräsident Erdogan, das er in Anwesenheit von Obama noch vor dessen Abflug führte, für den Tod von neun türkischen Aktivisten. Sie waren im Mai 2010 bei der israelischen Erstürmung des Schiffs „Mavi Marmara“ auf dem Weg nach Gaza getötet worden. Netanyahu versprach dabei auch den Angehörigen finanzielle Entschädigung. Liebermann, damals Außenminister, bei der letzten Wahl auf einer gemeinsamen Liste mit Netanyahu (sein Ministerium bleibt während des Verfahrens gegen ihn für ihn reserviert), protestierte scharf gegen diese Entschuldigung, die die Moral der Soldaten untergrabe.

2. Der israelische Ministerpräsident entschied am 25.3., dass Israel die Steuern, die sie für die palästinensische Verwaltung einzieht, wieder an diese voll und normal weiterleitet. Als Protest gegen die Anerkennung von Palästina als Nichtmitgliedstaat durch die UN Vollversammlung im November 2012 hatte Israel diese Steuern eingefroren.

3. Ein positives Ereignis, das nichts mit dem Besuch aus Amerika zu tun hatte, soll auch noch erwähnt werden: Lina Makhoul, eine 19 jährige Christin aus Akko, gewann am 23.3.13 den israelischen Gesangswettbewerb „The Voice“ mit dem Lied „Halleluja“ von Leonard Cohen und damit einen Plattenvertrag und ein Stipendium für ein Musikstudium. Auf der Bühne sprach die arabische Israelin davon, dass sie in der Saison viel Rassismus vom Publikum erlitten habe, aber sie dankte auch für viele warme Unterstützung. Dieser Erfolg ist so erfreulich, im Gegensatz zu vielen rassistischen Schandtaten, wie z. B. die Verwüstung des Sportheims von Beitar Jerusalem durch eigene rechtsgerichtete Fans aus Protest gegen die geplante Verpflichtung moslemischer Sportler. Unter den Fans dieses Fußballclubs sind Rassisten, die oft Parolen wie „Tod den Arabern“ brüllen.

Vorschau

Die nächste Mitgliederversammlung unseres Vereins der „Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam“ wird am Nachmittag des 1. November 2013 in der Akademie Frankenwarte Würzburg sein. Dabei finden Neuwahlen zum Vorstand statt. Ich werde in Anbetracht meiner dann 80 Jahre nicht mehr kandidieren.
Jahrestagung vom 1.-3.11.2013 wieder in der Franken- warte Würzburg zum Thema:

Krieg oder Koexistenz? Israel, die Palästinenser und die "Arabellion".


Mit den besten Wünschen für ein friedvolles Osterfest, Shalom / Salam!

Ihr Hermann J. Sieben,

Vorsitzender des Vereins „Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam“ in Deutschland.


In der Oase des Friedens in Israel leben und arbeiten Juden, Muslime und Christen zusammen für Frieden und Gleichberechtigung.

Mehr unter www.nswas.com

Wir, die "Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam e.V", unterstützen ihre Arbeit.

Sonnenrain 30, 53757 Sankt Augustin,

Fon: 02241-331153, Fax: 02241-396549,

Konto 32000986, KSK Köln, BLZ 370 502 99

IBAN DE98 3705 0299 0032 0009 86

SWIFT-BIC: COKSDE33

Spenden sind steuerlich abzugsfähig

Vorstand: Hermann Sieben, Dr. Ulla Philipps-Heck, Karl-Josef Schafmeister, Wolfgang Hammerl, Friederike Schröder, Rosemarie zur Nieden.

Kuratorium: Bundesminister a.D. Sigmar Gabriel MdB, Bundestagspräsidentin a.D. Professorin Dr. Rita Süßmuth, Ruth-Alice von Bismarck, Professor Dr. Micha Brumlik, Bischof Dr. Johannes Friedrich, Volkmar Deile, Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Botschafter a.D. Dr. Niels Hansen, Oberbürgermeister a.D. Dr. Otmar Hesse, George Khoury, Professor Dr. Hans Küng, Dr. Helga Timm.

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