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Fragen / Antworten

Dienstag 13. November 2001

 

"Living with the Conflict" heißt ein von der Dorfgemeinschaft produziertes Video. Welcher Konflikt ist gemeint?

Der Nah-Ost-Konflikt zwischen dem jüdischen und dem arabischen Volk, zwischen Israel und seinen Nachbarstaaten.

Die Mitglieder von Neve Shalom/Wahat al Salam sind zwar alle Bürger Israels, aber in der Auseinandersetzung zwischen den beiden Völkern stehen sie durch Kultur, familiäre Beziehungen, Sprache, Geschichte verschieden beiden Seiten unterschiedlich gegenüber. Die Loyalität zum eigenen Staat steht bei den palästinensischen Israelis manchmal im Widerspruch zur Solidarität zum eigenen Volk.

Kleine Spannungen können auch aus Kleinigkeiten unterschiedlicher zivilisatorischer Gewohnheiten entstehen.

Warum hat Bruno Hussar Neve Shalom/Wahat al Salam gegründet?

Beim Studium der Heiligen Schrift der Juden und Christen in dem von ihm gegründeten Haus des Jesaja in Jerusalem erlebte er den Konflikt um sich herum. Er dachte, Juden, Christen und Muslime sollten versuchen, im gemeinsamen Glauben an den einen Gott die Grundlage zu finden, als verträgliche Nachbarn zusammenzuleben.

Als Jude 1911 in Kairo geboren, als Erwachsener nach dem Studium der Ingenieurwissenschaft in Frankreich Christ und Priester geworden, innerlich sein Judesein weiter bejahend, der arabischen Kultur und dem Islam von Kindesbeinen vertraut, da in Ägypten unter Muslimen bis zum 18. Lebensjahr aufgewachsen, spürte er in sich drei Identitäten. Am 8.2.1996 starb er in Jerusalem. Er ist im Friedensdorf begraben.

Ist das Dorf eine Oase des Friedens?

Bruno Hussar fand den Ausdruck "Neve Shalom" beim Propheten Isaija 32,18. Prophetische Aussagen sind im Zusammenhang besser zu verstehen. Die beiden vorausgehenden Sätze lauten: "Dann wird Rechtspruch in der Wüste wohnen und Gerechtigkeit im Fruchtlande. Und das Werk der Gerechtigkeit wird der Friede sein und die Tat der Gerechtigkeit Ruhe und Sicherheit auf immer." Erst dann kommt die Zusage "Mein Volk wird in einer Wohnstätte oder Aue (neve) des Friedens wohnen."

Es ist sehr schwer in dem, was auf beiden Seiten des Konflikts zwischen Israel und Palästina zur Zeit geschieht, Recht und Gerechtigkeit zu erkennen. Aber dies sind (s.o.!) die Voraussetzungen für Frieden und Sicherheit. Sicherheit auf Ungerechtigkeit aufzubauen, gelingt ebenso wenig, wie Recht durch Terror zu erreichen. Die Dorfbewohner setzen sich deshalb immer wieder gegen Unrecht und für Gerechtigkeit ein, ohne selbst eine politische Partei zu bilden oder ihr gemeinsam anzugehören.

Entspricht die heutige Situation der Erwartung, die gemeinsame abrahamitische Tradition könnte die Grundlage des Zusammenlebens im Friedensdorf sein?

Zumindest nicht sehr bewußt. Im Dorf leben z.Zt. u.a. 37 jüdische, christliche und moslemische Familien. Es gibt mehr und weniger fromme Muslime und Christen dabei, die Juden sind nicht orthodox, da Orthodoxe unter sich leben wollen, um die vielen Vorschriften des Gesetzes besser leben zu können.

Die Leute von Neve Shalom/Wahat al Salam sind der Überzeugung, daß die Geschichte Juden und Araber gezwungen hat, auf demselben Fleck Erde miteinander auszukommen. Das wollen Sie in ihrem Dorf bewußt akzeptieren. Bruno sagte: "Indem wir Frieden schaffen, tun wir den Willen Gottes."

Was ist dann die jetzt gelebte Grundlage des Zusammenlebens?

Es ist die Gleichberechtigung der jüdischen und arabischen Mitglieder. Diese Qualität wird auch durch die Quantität gestützt, d.h. bei der Aufnahme wird auf eine ausgewogene Zahl von jüdischen und arabischen Familien Wert gelegt. Der Leiter des Sekretariats (Gemeinderats) ist z.Zt. ein Araber, vorher hatten abwechselnd auch Juden das Amt inne. Auch in der Leitung der Schule, der Friedensschule usw. wechselt man ab und achtet darauf, daß beide Bevölkerungsgruppen Mitentscheidung haben.

Warum gibt es im Dorf keine Synagoge, keine Kirche, keine Moschee, sondern nur eine Halle und einen Hain des Schweigens?

Bruno sagte: „Gott ist in der Stille, der Doumia zu finden, Worte können entzweien, von Kanzeln sind schon zu viele Religionskriege ausgegangen". Vom Dorf aus ist aber die Abteikirche zu Fuß, Synagogen und Moscheen sind mit dem Wagen leicht zu erreichen.

Wie setzen die Dorfbewohner ihren Willen, als Juden und Palästinenser bewußt zusammenzuleben und gemeinsam für den Frieden zu arbeiten, praktisch um?

Wie setzen die Dorfbewohner ihren Willen, als Juden und Palästinenser bewußt zusammenzuleben und gemeinsam für den Frieden zu arbeiten, praktisch um?

Sie tun das u.a.

a) in einer Friedensschule, die inzwischen in Kursen und Begegnungen über 25.000 jüdische und arabische Israelis, u.a. Oberschüler, Studenten, Jugendleiter und Lehrer, und - seit der teilweise erreichten Selbstverwaltung der palästinensischen Gebiete - auch Pädagogen und Studenten aus diesen und Israel betreut und zusammengebracht hat.

b) In einem zweisprachigen und bikulturellen dorfeigenen Erziehungssystem mit derzeit 250 jüdischen und arabischen Kindern, das von der Kinderkrippe über den Kindergarten bis jetzt in einer sechsklassigen Grundschule mündet. Hebräisch und Arabisch sind gleichberechtigte Sprachen, die alle Kinder lernen.

c) in einer Bildungsstätte mit Jugendgästehaus mit 39 modern eingerichteten Zimmern mit 1- 4 Betten, Self-Service-Speisesaal, Tagungsräumen und Cafeteria - herrlich über dem Ayalontal gelegen.

Sie zu nutzen ist allen Israelfahrern zu empfehlen, nicht nur wegen der Möglichkeit, dort Seminare zum Nahen Osten und zur Friedensarbeit zu bekommen, sondern auch wegen der guten Autobahnanbindung, Ausfahrt Latroun. Der Flughafen kann in 25 Minuten, Jerusalem und Tel Aviv in 40 Minuten erreicht werden. Seit 1999 ist deutschsprachige Betreuung möglich. Bitte rechtzeitige Anmeldung! Fax: (00972)-2- 991741, e-mail: hotel @ nswas.com

Wie finanziert sich das Dorf und seine Familien?

Einige Mitglieder arbeiten in den dorfeigenen Bildungseinrichtungen und im Gästehaus, in manchen Familien ist das nur einer der Eltern, in einigen sind das beide. Andere Familienmitglieder arbeiten draußen in den unterschiedlichsten Berufen u.a. als Arzt, Sozialarbeiterin, Apotheker, Schauspieler, Tour-Guide, Gärtner, Hochschullehrer etc.

Die Mitarbeiter der Bildungseinrichtungen, interne wie externe, erhalten Gehälter. Diese und die übrigen Auslagen des Dorfes können nur mit Zuschüssen von Freundeskreisen aus dem Ausland (s.u.!) bezahlt werden. Das Sekretariat (Gemeindeverwaltung) deckt seine Kosten zur Hälfte durch die Umlagen unter den Mitgliedern. Die Grundschule ist als Experimentschule vom israelischen Erziehungsministerium anerkannt und erhält als Privatschule Zuschüsse, die allerdings nur 25 % der Kosten decken. Weitere 25 % werden von den Eltern getragen. Das Gästehaus, das die Kurse der Friedensschule durch niedrige Kostenberechnung subventioniert, wurde mit Zuschüssen und Spenden vor allem aus Deutschland errichtet. Es kommt ohne Zuschüsse zu den laufenden Kosten aus, weil es auch von Reisegruppen und Einzelgästen gern genutzt wird.

Ist das Dorf ein Kibbuz?

Das Dorf versteht sich nicht als Kibbuz, d.h. jüdische Gemeinschaftssiedlung. Die Familien haben ihre eigenen Häuser. Die Bildungseinrichtungen, die Doumia und das Gästehaus sind gemeinsames Eigentum.

Die Zukunft des Dorfes

Vieler Kandidaten Bewerbung konnte nicht entsprochen werden, weil zusätzliche Bauplätze nicht genehmigt wurden. Wenn zum 1.1.2000 die Hälfte des bisher vom Kloster Latroun gepachteten Landes ins Eigentum der Dorfgemeinschaft übergeht, können 100 neue Bauplätze ausgewiesen werden. Das Kloster gibt dies Land gratis, die landwirtschaftlich genutzte Fläche geht ans Kloster zurück. Ein Plan der Bezirksregierung in unmittelbarer Nachbarschaft zwei neue große Siedlungen zu genehmigen, die verwaltungsmäßig mit dem Friedensdorf zusammengeschlossen werden sollen, ist im Augenblick auf Eis gelegt.

Freiwillige aus dem Ausland

Meistens sind 6 Freiwillige aus Deutschland oder anderen Ländern in verschiedenen Gemeinschaftseirichtungen des Friedensdorfes, u.a. Schule, Kindergarten, Gästehaus eingesetzt. Anfragen entweder an die Geschäftstelle oder direkt an The Volunteer-Coordinator Neve Shalom/Wahat al Salam.

Anschrift des Friedenssdorfes:

Neve Shalom/Wahat al Salam
DN Shimshon 99761, Israel

Tel : 0972-2-9912222
Fax-2-9911072
e-mail:pr @ nswas.com

Es ist über die Autobahn Tel Aviv - Jerusalem, Ausfahrt Latroun, leicht zu erreichen.

Wir bitten um Unterstützung des Friedensdorfes und geben gern weitere Auskunft:

Freunde von Neve Shalom/Wahat al Salam
e.V., Sonnenrain 30, 53757 Sankt Augustin

Fax: 02241-396549; e-mail: friedensoase @ gmx.de
Kreissparkasse Siegburg, Kt. 032000986, BLZ 38650000,
Spenden sind steuerlich abzugsfähig.

 

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