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Ein Brief an MASA

Donnerstag 19. September 2013, von Christina Valentin

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15. September 2013

Liebes Masa – Komitee

Nachdem ich mein Studium an der Universität von Colorado in Boulder abgeschlossen hatte, wusste ich, dass ich zuerst Israel erleben musste, bevor ich bereit war, in die „reale Welt“ einzutauchen. Ich habe mich durch das MASA-Programm als Lehrbeauftragte beworben und im August begann meine Reise.

Die zehn Monate, die ich als Freiwillige in Israel verbracht habe, sind nicht zu vergleichen mit irgendeiner anderen Zeitspanne in meinem Leben, dazu zählt auch mein Auslandsstudium in Buenos Aires, Argentinien. Ich lernte so viel über mich selbst, meine Kultur, mein Volk und mein Zuhause. Die Entscheidung, Israel zu verlassen, war definitiv die schwierigste Entscheidung in meinem bisherigen Leben, und manchmal überlege ich mir, ob es auch die richtige Entscheidung war...aber zum Glück kann ich immer nach Israel zurück.

Doch während meiner Zeit in Israel, trotz all den Seminaren am Wochenende, den Gruppentreffen und vielen anderen Lerneinheiten, fühlte ich, dass etwas fehlte.

Während einer der letzten Seminare besuchten wir ein Dorf namens Neve Shalom/Wahat al-Salam, wo wir für eine Stunde Informationen von einem jüdisch – israelischen Mann und einer arabisch – palästinensischen Frau bekamen, die im Dorf arbeiteten und wohnten. Sobald die Stunde vorbei war, verspürte ich den Drang, mehr zu erfahren und mich zu beteiligen. Ich fragte Rita, die palästinensische Frau, die mit uns gesprochen hatte, ob ich zurückkommen kann. Sie lächelte und gab mir ihre Email-Adresse. Rita arrangierte ein Treffen mit einer Familie, und nachdem mein MASA – Programm im Juni vorbei war, kam ich für zwei Tage nach Neve Shalom/Wahat al-Salam, blieb bei der Familie , lernte über das Dorf und hörte Perspektiven über den Konflikt, die in unserem MASA – Programm nicht offengelegt werden.

Ich kann in diesem kurzen Brief nicht einmal damit beginnen, vertiefend über meine wundervollen Erfahrungen in Neve Shalom/Wahat al-Salam zu schreiben, aber was ich möchte ist, dass das MASA-Programm erweitert wird. Ich finde, es ist von größter Wichtigkeit, dass Teilnehmer des MASA – Programms in Neve Shalom/Wahat al-Salam bleiben und über den Friedensprozess lernen, aber auch über verschiedene Meinungen und wie eine Gemeinschaft trotz des zwischen ihnen stehenden Konflikts es schafft, in einem Land, von dem sie nicht wirklich unterstützt werden, zu überleben (und die Heilkraft, die das Dorf meiner Meinung nach besitzt, sei hier noch nicht einmal erwähnt).

Ich kam mit meiner eigenen Meinung in das Dorf, aber mit einem offenen Geist, und ich konnte so viel lernen. Es ist so wichtig, dem „anderen“, dem „Feind“ (ein Ausdruck, den man öfters hört), ein Gesicht zu geben. Das ganze klingt so einfach und so naturgegeben, dennoch sind wir alles nur Menschen, und leider müssen wir daran von Zeit zu Zeit wieder erinnert werden. Die Medien kreieren voreingenommene Bilder der „anderen“, und ob wir es wollen oder nicht, wir beginnen, den anderen zu hassen, ohne richtig zu wissen, warum. Ich weiß es ist schwer zu glauben, aber in den nur zwei Tagen in Neve Shalom/Wahat al-Salam, wurde ich wieder daran erinnert, dass wir alle Menschen sind und wir alle verdienen Respekt und ein würdevolles Leben.

Ich schreibe diesen Brief mit der Bitte, einen Besuch in Neve Shalom/Wahat al – Salam als einen Fixpunkt in ihr Programm aufzunehmen. Wenn wir schon Israel besuchen, über die Kultur und Geschichte lernen, dann sollten wir auch über die Zukunft erfahren und über die Entwicklungsmöglichkeiten des Landes, speziell wenn wir „wie die Einheimischen“ leben sollen. Wir müssen uns daran erinnern, dass Juden nicht die einzigen Einwohner in Israel sind und dass Koexistenz für eine friedliche Zukunft notwendig ist. Wenn ein Dorf wie Neve Shalom/Wahat al-Salam es schafft, in solch intensiven Zeiten zu überleben, dann haben wir zumindest etwas für die Zukunft: Hoffnung.

Danke für Ihre Zeit,
Lera Yavich

 

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